Der Menschenfeind

(J.B. Molière)

 

 


„Die Menschen sind mir so verhasst, dass ich mich ärgern würde, fänden sie mich weise.

Der Menschenfreund ist wahrlich nicht mein Fall!“

 

 

Zum Inhalt

 

Der Idealist und „Menschenfeind“ Alceste erhebt für sich den Anspruch, ohne Heuchelei zu leben. Obwohl er Adeliger ist, zelebriert er seine Unabhängigkeit gegenüber dem königlichen Hof und weigert sich, in seinem Reden und Verhalten Kompromisse mit der Wahrhaftigkeit zu machen. Auf seinen Freund Philinte, der ihn zur Mäßigung und einer gewissen Anpassung auffordert, will Alceste nicht hören. So zieht er sich auch gleich die Feindschaft des ihn besuchenden Höflings und Verseschmieds Oronte zu, weil er dessen schlechtes Gedicht nicht lobt, sondern verreißt. 

 

Als er erfährt, dass Oronte beleidigt vor Gericht ziehen wird, fühlt er sich in seinem negativen Menschenbild bestätigt und rechnet genussvoll damit, den Prozess zu verlieren, weil er anders als sein Gegner die Richter nicht für sich einzunehmen versuchen will. Seine Beziehung zu Célimène, einer jungen koketten Witwe, die seine Neigung nicht unerwidert lässt, führt zu dem komischen Gegensatz, der im vollständigen Originaltitel zum Ausdruck kommt. Denn Célimène genießt die Geselligkeit in ihrer adeligen Umgebung und liebt es, mit vielen Männern zu kokettieren. Dies führt zu einem kleinen Skandal, als ein Brief von ihr auftaucht, in dem sie mehrere ihrer Verehrer – darunter Alceste – verspottet. 

 

Während sich die anderen Verspotteten von ihr abwenden, bietet Alceste ihr an, sie könne sich mit ihm zusammen aus der Gesellschaft auf eines seiner Landgüter zurückziehen. Doch Célimène lehnt ab – sie fühlt sich zu jung für einen solchen Schritt und will nicht auf die Gesellschaft verzichten. So will Alceste am Ende allein gehen. Ob sein Freund Philinte ihn von diesem Plan abbringen kann, wie er im letzten Satz der Komödie ankündigt, bleibt offen.

 

 

Pressestimmen:

 

Molières Menschenfeind bravourös inszeniert

 

Mit Vielseitigkeit, Einfühlungsvermögen und Ausdrucksstärke punkteten die jungen Schauspieler. Der Adelige Alceste, großartig dargeboten von Patrick Gabriel, rebellierte mal nachdenklich, mal wütend gegen die Schmeicheleien bei Hofe und ließ sich auch durch die kokette und von ihm verehrte Célimène (Sandra Heuer), die mit unbeschwerter Leichtigkeit und Heiterkeit, die schwätzerische Art der eitlen Höflinge genoss, nicht dazu bringen, das Gute im Menschen zu entdecken. Wahrlich keine leichte Kost wurde da geboten, doch die Aufführung gelang bravourös.

 

 

Münchner Merkur, 2009

Argwöhnischer Wahrheitsfanatiker

 

Ein überzeugendes, sehr bewegungsfreudiges Ensemble spielt die Komödie als grell-bunte Tragödie

Unbenommen, darin beeindruckte Gabriel als Alceste.

 

 

Süddeutsche Zeitung, 2009

Vorläufer des Sturm und Drang

 

Bernd Seidel setzt in der Inszenierung voll auf Tempo

Die Akteure stellen sie wie auf einem Laufsteg vor, sind keine dürren Menequins aus Heidi Klums Dressuranstalt, sondern junge Darsteller, glühend vor Komödiantensinnlichkeit. Als gehe es um sein Leben, stürzt sich Patrick Gabriel in seine Rolle, und so speilt er einen Vorläufer des späteren „Sturm und Drang“. Eine tragische Figur, der Seidel und Gabriel eine explodierende Wucht verleihen. Bernd Seidel entdeckt untern den Yuppies von heute die gleichen Züge der Hofgesellschaft im 17. Jahrhundert, was zu einem wunderbaren Stilmix bei den Kostümen führt. Das Finale endet in einer durchgestylten Choreografie, Bilder berauschen. Eine geglückte Inszenierung mit zahllosen Facetten. 

 

Münchner Merkur 2009

Von Männern umgarnt

 

In seiner Inszenierung von Molières Komödie „Der Menschenfeind“ wartete Regisseur Bernd Seidel mit einer Reihe innovativer Einfälle und Stilmittel auf, welche dem oftmals im Wort verhafteten Stoff Lebendigkeit und neue Aussagekraft verliehen. Dem Menschenfeind Alceste verlieh nun Patrick Gabriel kontroverse, in sich gespaltene Charakterzüge, die ein stimmiges Psychogramm dieser multiplen Persönlichkeit offenbarten. Gabriel war nicht nur körperlich, sondern auch sprachlich sehr gewandt und agiert voll Präzision und Hingabe. Der koketten Célimène, die neben Alceste auch in Acaste einen heißen Verehrer findet, verlieh Sandra Heuer Gestalt. Sie zeigte ein unnahbares und zugleich sehr raffiniertes Play-Girl, an dem der große Molière seine Freude gehabt hätte.

 


Regie:

Darsteller:

Produktion:

Bernd Seidel

Patrick Gabriel, Sandra Heuer, Tristan Fabian u.a.

TAT Kreativ-Akademie, München